Riedlingen ist über die Jahrhunderte hinweg Zentrum eines landwirtschaftlich strukturierten Umlandes. Schon immer hat die kleine Stadt den Schulen eine hohe Bedeutung zugemes­sen. Dass - auch schon in frühen Zeiten - dies nicht ohne Erfolg war, beweist die große Zahl Riedlinger Studenten, die bereits im 15./16. Jahrhundert aus der Lateinschule kommend an den verschiedenen deutschen Universitäten immatrikuliert waren. Es folgte die Normalschule, die Realschule, die ge­werbliche Fortbildungsschule und schließlich im Jahre 1906 die Real-Lateinschule.

Riedlingen

Bereits in den dreißiger Jahren wurde von der Stadt, Schulleitung und Elternschaft das Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land erkannt. Der Ausbau des Progymnasiums zur Vollanstalt wurde das gemein­same Ziel. Der ländliche Bezirk dürfe gegenüber den wirtschaftlich günstiger gelegenen Gegenden nicht benachteiligt werden. Im Jahre 1937 erteilte die zuständige Stuttgarter Kultusbehörde der damaligen "Oberschule für Jun­gen" in Riedlingen die Genehmigung, eine 7. Klasse zu führen, die dann 2 Jahre später im Jahr 1939 den ersten Abiturjahrgang der Schule bildete. An Ostern 1939 machten 23 Kandidatinnen und Kandidaten erstmals in Ried­lingen die Reifeprüfung. Das Gymnasium wurde als öffentliche, staatliche Vollanstalt anerkannt. Ein Blick auf die zurückliegenden fünf Jahrzehnte macht deutlich, wie die Entwicklung des Gymnasi­ums Riedlingen mit der Geschichte der Stadt und ihres Umkreises sowie mit der geschichtlichen Ent­wicklung Deutschlands verbunden ist. Nach dem brutalen Missbrauch aller Bildungseinrichtungen durch die Nationalsozialisten und dem totalen Zu­sammenbruch folgten in den 50er und 60er Jahren der Wiederaufbau und der Ausbau gymnasialer Bil­dungseinrichtungen. Der Wiederaufbau war im Bereich der früheren fran­zösischen Besatzungszone geprägt durch die Ein­führung des sogenannten Zentralabiturs. Auch am Kreisgymnasium Riedlingen wurde 1948 diese Prü­fungsform eingeführt, in der die Aufgaben der schriftlichen Prüfung nicht von der Schule selbst, sondern von besonderen Kommissionen einheitlich für alle Gymnasien im früheren Land Württemberg­-Hohenzollern gestellt wurden. Durch diese einheit­liche Aufgabenstellung und Korrektur der Prüfungs­arbeiten, die später auf das gesamte Land Baden-­Württemberg ausgedehnt wurden, ist das gymna­siale Bildungs- und Erziehungsziel rasch wie­der erreicht worden. So wurde für die damaligen Abiturienten die notwendige Chancengleich­heit geschaffen.

Die Bildungsreform der 60er und 70er Jahre zur Erschließung der Be­gabtenreserve war in Riedlingen mit einer erheblichen Zunahme der Schülerzahlen und damit mit einer Ausweitung des Bildungs­angebotes verbunden. Die Stadt Riedlingen konnte aus eigener Kraft ein neues Gym­nasium in der erforderlichen Größenordnung nicht bauen. 1967 entschloss sich der Kreistag des Landkreises Saulgau zur Über­nahme der Schulträgerschaft. Die Entscheidung war nicht unumstritten. Als schwierig gestalteten sich überdies die notwendigen Pla­nungs- und Baubeschlüsse und vor allem die Re­gelung des Gymnasiallastenausgleiches.

Für das Kreisgymnasium Riedlingen und die Stadt Riedlingen war die Erschließung des ländlichen Umfelds von be­sonderer Bedeutung. Durch ein weit verzweigtes Busliniennetz wurde in den 60er Jahren einer Be­völkerung von weit über 30000 Einwohnern im Riedlinger Raum ein gymnasiales Bildungsangebot mit einem altsprachlichen, einem neusprachlichen und einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug erschlossen. Dabei wurden nicht nur Gemein­den im Kreis Biberach, sondern auch im Kreis Reut­lingen und im Alb-Donau-Kreis einbezogen. Die überörtliche Bedeutung des Kreisgymnasiums unterstrich gleichzeitig die Mittelpunktsfunktion der Stadt. Der Landkreis Biberach als Schulträger hat diese Ent­wicklung seines Gymnasiums seitdem stets in besonderem Maße gefördert.

Als ehemalige Oberamtsstadt und jetziges Mittelzentrum hat Riedlingen ein vielfältiges Bildungsangebot.